Das kalifornische Label Rodarte wurde 2005 in Pasadena/Kalifornien gegründet. Die Schwestern Kate und Laura Mulleavy studierten an der Universität von Berkeley Geschichte und englische Literatur. Das Designerinnen-Handwerk haben sie im Eigenstudium erlernt – unter anderem dadurch, dass sie ein Kleid von Chanel regelrecht sezierten. Trotzdem gelten sie inzwischen als die kreativsten und spannendsten Designerinnen der USA.
2005 fuhren sie, damals in der Modeszene völlig unbekannt, mit ihrer ersten Kollektion aus zehn handgefertigten Kleidern nach New York – und erlebten ihren Durchbruch. „Women´s Wear Daily“ brachte die Mulleavy-Schwestern auf der Titelseite. Einen Monat später erschien „Vogue„-Chefin Anna Wintour in einem Pelzmantel von Prada in Pasadena, bescheinigte ihnen sehr persönliche Kreationen und riet ihnen, dabei zu bleiben. Diesem Rat und ihrem designerischen Ansatz sind Kate und Laura treu geblieben In der industrialisierten amerikanischen Mode-Landschaft repräsentieren sie mit ihren filigranen, oft Fantasy-inspirierten und immer noch handgenähten Entwürfen einen Gegenpol auch zu den Branchen-Stars wie Marc Jacobs, Donna Karan oder Calvin Klein – eine amerikanische Version klassischer Couture.
Arbeit im Grenzbereich zwischen Kunst und Mode
Die Entwürfe von Rodarte bewegen sich seit jeher im Grenzbereich zwischen Kunst und Mode. Während ihres Auftritts zur präsentierten die beiden Schwestern nicht nur eine neue Kollektion, sondern kündigten auch ein Kunstbuch an, das sie zusammen mit den Fotografen Catherine Opie und Alec Soth gestaltet haben.
„Rodarte, Catherine Opie, Alec Soth“ ist jetzt in limitierter Auflage im Kunstverlag JRP | Ringier erschienen. Catherine Opie widmete sich darin den Rodarte-Kreationen und inszenierte die Komplexität der Kleider mit ihren Lieblingsmodels – etwa Jenny Shimizu und Frankie Rayder – vor intensiven Farbhintergründen. Alec Soth löste sich in seinen Aufnahmen völlig von Rodarte und der Mode – er erzählt anhand von Landschafts- und Objektfotografien „kalifornische Geschichten“ und damit auch die Lebens- und Inspirationsstories der beiden Schwestern.
Zukunft in der europäischen Couture – oder kreative Unabhängigkeit?
Wie es mit Kate und Laura Mulleavy sowie Rodarte weitergeht, bleibt spannend. Brancheninsider sehen ihre Zukunft in einer Chef-Designerinnen-Position in der europäischen Couture. Absehbar oder ein ausformuliertes „Karriereziel“ der Schwestern ist diese Perspektive bisher nicht. Kate Mulleavy beschrieb einmal in einer E-Mail ihre Kindheit in der kalifornischen Landschaft und der „Mythologie Steinbecks und Kerouacs“ als Wurzel ihrer Kreativität. Ebenso fließend – undefiniert – sind die Kreationen und die Arbeitsweise von Rodarte. Wichtig sind den Schwestern ihre Unabhängigkeit und vor allem ihre Kreativität, die sie – wie viele andere Designer – als das Erzählen von Geschichten verstehen. Geschäftlich setzten sie auf möglichst große Exklusivität – Rodarte-Kreationen gibt es weltweit nur in etwa 40 Läden, in Deutschland in zwei Boutiquen in Düsseldorf und Köln.
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