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Jean Paul Gaultier

Bild: wikipedia.org / Captain Catan

Am 24. April 2012 feierte Jean Paul Gaultier seinen 60. Geburtstag. Seinen extravagant-rebellischen Ruf hat das „enfant terrible“ der französischen Couture auch in seinen „späteren Jahren“ nie verloren. Anlässlich seines Jubiläums bekannte er in einem Interview, dass er Mode mache, um „geliebt“ zu werden. Der kommerzielle Aspekt seiner Kollektionen sei für ihn im Vergleich dazu sekundär – er verdiene „nichts“, stehe allerdings damit besser da als viele andere Modehäuser. Wichtig sei ihm, dass er für Künstler, Celebrities und alle anderen, die sich seine Kreationen leisten können, „weiter schneidern“ könne.

Geboren wurde Jean Paul Gaultier 1952 etwas südlich von Paris in Arcueil. Die eher einfachen Verhältnisse seines Elternhauses – Vater: Buchhalter, Mutter: Kassiererin – wurden ähnlich wie bei John Galliano und anderen späten Stardesignern zum Hintergrund früher Fashion-Ambitionen. Bei seiner Großmutter, der Gaultier sehr nahe stand, trafen sich die Nachbarinnen zum Tarot sowie zur Haus-Kosmetik. Jean Paul begann bald, eigene „Mode-Kollektionen“ für diese Runde zu entwerfen. Großmutter und Mutter förderten ihrerseits das Talent des Jungen.

Lehrjahre bei Pierre Cardin und Jean Patou

Eine formale Designer-Ausbildung hat Jean Paul Gaultier nie begonnen. Mit 17 Jahren bewarb er sich mit seinen Modezeichnungen bei verschiedenen Pariser Labels. Pierre Cardin erkannte sein Talent und gab ihm eine Assistentenstelle. Ein Jahr später – 1971 – wechselte er für einige Zeit zu Jean Patou, um die handwerkliche Seite der Haute Couture auch in einem anderen Haus zu lernen. Die designerische Handschrift seiner Anfangsjahre prägte jedoch Pierre Cardin, der – zusammen mit den Designern André Courrèges und Paco Rabanne – als der Begründer der „futuristischen Mode“ in den 1960er Jahren gilt.

1976 präsentierte Jean Paul Gaultier zum ersten Mal eine eigene Prêt-à-porter-Kollektion – provozierend, punkig und mit unkonventionellen – unter anderem übergewichtigen oder gepiercten – Models. Zwei Jahre später gründete er sein eigenes Label, das heute neben Ready-to-wear-Fashion für Damen auch die Herren- respektive Unisex-Linie „Gaultier Square“, eine Kinder-Kollektion „Gaultier Junior“ sowie Düfte, Schmuck und Accessoires umfasst. Seit 1997 kreiert er unter dem Markennamen „Gaultier Paris“ auch explizite Haute Couture. Von 2004 bis 2011 arbeitete er außerdem als Kreativ-Chef für das Pariser Luxus-Label „Hermès“.

Pop-Kultur gegen Fashion-Konventionen

Jean Paul Gaultiers Runway-Shows sind bis heute meistens Happenings, die sich weder in ihrer Inszenierung noch den vorgestellten Kreationen am Mainstream orientieren. Mit seinen Kreationen setzte er in den letzten drei Dekaden immer wieder ästhetische Konventionen außer Kraft – seine Formensprache „attackiert“ gängige Frauenbilder ebenso wie Geschlechtergrenzen. Auch in seinen Haute-Couture-Entwürfen geht es nicht vordergründig um feminine Eleganz, sondern um ästhetisch-provokante Explorationen der Zeitgeschichte oder auch historischer Epochen. Gleichzeitig hat sich Gaultier dabei seit 36 Jahren in jeder Saison und mit jeder Kollektion immer wieder „neu erfunden“.

Gaultiers Entwürfe fanden ihre stärksten Inspirationen in der Pop-Kultur – und haben diese selbst geprägt. Für Madonna, Kylie Minogue und Lady Gaga entwarf er Bühnenoutfits, mit Burlesque-Star Dita von Teese verbinden ihn gemeinsame Projekte sowie eine private Freundschaft. Kino-Fans erinnern sich vielleicht an seine Film-Kostüme für Luc Bessons „Das fünfte Element“ oder Pedro Almodóvars Streifen „Kika“.

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