Lee Alexander McQueen (1969 – 2010) gilt als einer der herausragendsten Modedesigner Großbritanniens. Seine Kollektionen – und seine grundsätzlich als Perfomance inszenierten Schauen – changierten von Anfang an im Grenzbereich von Kunst und Mode. Gleichzeitig waren seine Kreationen durch sehr elaborierte Handwerkskunst sowie dem immanenten Gegensatz zwischen manchmal brutaler Stärke und einer Fragilität geprägt, der sich nicht nur durch das Werk, sondern auch durch das Leben des Fashion-Künstlers zieht. Für seine Arbeiten erhielt er zwischen 1996 und 2003 vier Awards des British Fashion Council als „Designer of the Year“ sowie 2003 den „International Award“ des Council of Fashion Designers of Amerika (CFDA). 2003 wurde er durch Queen Elizabeth II. als „Commander of the British Empire“ ausgezeichnet.
Wie viele andere später geniale Modeschöpfer – beispielsweise John Galliano – kam auch Alexander McQueen aus eher bescheidenen Verhältnissen. Vater Ronald, ursprünglich aus Schottland stammend, arbeitete in London als Taxifahrer, Mutter Joyce war Lehrerin. Die Familie lebte mit sechs Kindern – Lee Alexander war das jüngste – in London-Lewisham. Seine ersten Fashion-Kreationen entwarf er für seine drei Schwestern bereits in sehr jungen Jahren. Mit 16 entschied er sich für eine Schneiderlehre in der Londoner Savile Row – zunächst in den Häusern Anderson & Sheppard sowie Gives & Hawkes. Später wechselte er zum Kostüm-Hersteller Angels and Bermans. Die frühen Jahre im „Epizentrum“ der britischen Schneiderkunst wurden später zur Basis seines exzellenten handwerklichen Rufs in der internationalen Fashion-Szene.
Handwerkliche Perfektion und Karriere als Avantgarde-Designer
Nach einem Intermezzo im Londoner Studio des japanischen Designers Koji Tatsuno, einem Experten für antike Stoffe, ging Alexander McQueen als 20-jähriger zunächst zu Romeo Gigli nach Mailand. 1994 bewarb er sich am Londoner Central Saint Martins College – aufgrund seines bereits klar erkennbaren Design-Profils wurde er direkt in die Master-Klasse aufgenommen. Seine Abschluss-Kollektion aus dem Jahr 1992 unter dem Titel „Jack the Ripper stalks his victims“ („Jack the Ripper verfolgt seine Opfer“) wurde von der einflussreichen britischen Mode-Journalistin Isabella Blow (1958 – 2007) komplett aufgekauft. Blow brachte danach seine Fashion-Karriere auf dem Weg und blieb bis zu ihrem Tod seine Förderin und Muse.
1993 gründete Alexander McQueen in London sein eigenes Label, 2003 kamen eine Herren-Kollektion und im Jahr 2005 die jüngere Zweitlinie McQ – ebenfalls als Damen- und als Herrenlinie – dazu. Daneben gab es diverse Kooperationen, unter anderem mit Puma, Samsonite und der US-amerikanischen Fashion-Kette „Target“, sowie ein temporäres Engagement im Beauty-Sektor. Berühmt wurden auch seine Bühnen-Outfits für die exzentrische Pop-Diva Lady Gaga. Von 1997 bis Ende 2000 arbeitete Alexander McQueen außerdem – als Nachfolger John Gallianos – als Chefdesigner für das französische Luxus-Label Givenchy. Trotz spektakulärer Kollektionen zeigten sich hier jedoch früh kreative – und kommerzielle – Differenzen. Nach dem Verkauf von 51 Prozent seiner eigenen Marke an die Gucci-Group im Firmensystem des LVMH-Konkurrenten PPR endete die Kooperation.
Sarah Burton – Mode im designerischen Erbe von Alexander McQueen
Am 11. Februar 2010 nahm sich Alexander McQueen in seiner Londoner Wohnung – nur wenige Tage nach dem Tod seiner Mutter Joyce – das Leben. 2011 erinnerte im New Yorker Metropolitan Museum die Ausstellung „Savage Beauty“ („Wilde Schönheit“) an sein avantgardistisches, geniales und oft auch düster-morbides Werk. Das Label Alexander McQueen wird heute von der britischen Designerin Sarah Burton als Chefdesignerin geführt – weltweite Berühmtheit erlangte sie 2011 mit ihrem Brautkleid für Kate Middleton, ist jedoch dem designerischen Erbe Alexander McQueens bis heute eng verbunden.
Kommentiere als erstes!