Anlässlich seiner Kollektion für „Galeria Kaufhof“ gab Wolfgang Joop der „Berliner Morgenpost“ ein sehr ausführliches Interview. Dabei erzählte er nicht nur über die Intentionen seiner Entwürfe für die Kaufhauskette, sondern vor allem über Lebenserfahrungen und prägende Momente, über Scheitern und Wiederaufstehen sowie die Treue zu sich selbst. Fast eine Rückschau – der kreative Optimismus des 66-jährigen Star-Designers aus Potsdam erschien jedoch trotz diverser Tiefschläge – etwa des Debakels um sein Label „Wunderkind“ – ungebrochen. Allerdings: Eine Ruhepause wäre angenehm – Joop sagte jedoch selbst, das diese vom Leben offenbar nicht vorgesehen sei, für das „endlose Liegenbleiben“ hätte er später noch Zeit genug.
Entwürfe gegen die Manipulation der Bilder
Seine Arbeiten für die Kollektion „Galeria 1879“ beschrieb der Modeschöpfer als „sympathisch, urban und ohne Zynismus“. Das Menschenbild dahinter – natürliche, sympathische Menschen mit persönlicher Ausstrahlung und „Coolness“ – fehle ihm in der heutigen Medien- und Modewelt, daher zeichne er sich diese Bilder selbst. Hinter der Äußerung verbarg sich eine durchaus fundamentale Kritik an der gesamten Branche: Unsere Wahrnehmung beruhe größtenteils auf manipulierten Bildern und inszenierten Posen. Joop zog für seine Arbeit daraus den Schluss einer größeren designerischen Konsequenz, sprach aber auch darüber, dass man oft erst im Alter bereit sei, das Selbstverständliche zuzulassen.
Von Treue und Scheitern
In der öffentlichen Wahrnehmung der Vita von Wolfgang Joop ging es in den letzten Jahren oft weniger um sein kreatives Werk, als um die nur sehr knapp abgewendete Insolvenz von „Wunderkind“ und die familiär-geschäftliche Auseinandersetzung mit Tochter Jette Joop. Im Interview fasste er zusammen, sein Problem dabei sei auch gewesen, dass er sich nicht immer selbst treu geblieben sei. Stichworte vor dem Hintergrund von „Wunderkind“: Vernachlässigung des Rational-Administrativen, zu viel Delegieren von Verantwortung auf andere – und das Hinausschieben einer Trennung, die längst überfällig war.
Gründe dafür sieht er in seiner „Harmoniesucht“, die er aus der Nachkriegszeit behalten habe und der Tatsache, dass Konstellationen, die ihm viel bedeuten, heute eine ganz andere Wertigkeit besitzen. Sein Fazit: Seine Lebenszeit lässt es nicht mehr zu, mit etwas anderem zu experimentieren als mit sich selbst. Ruhiger – weniger kreativ – sieht Joop sein „Alter“ allerdings bisher nicht – ruhig könne er nur sein, wenn er erschöpft sei.
Kommentiere als erstes!