Ein Reporter des Magazins „Harper´s Bazaar“ fragte Amy Winehouse im Oktober 2010 nach ihren bisher unerfüllt gebliebenen Wünschen. Die Soul-Diva antwortete lakonisch: Keine. Wenn sie morgen sterben würde, sei sie ein „happy girl“. In der Rückschau scheint es, als ob das innere Feuer, das sie zusammen mit ihrer grandiosen Soulstimme auf den Gipfel der Pop-Kultur getragen hatte, damals bereits am Verlöschen war. Am vergangenen Samstag wurde Amy Winehouse tot in ihrer Londoner Wohnung im Stadtviertel Camden Town gefunden. Die Kommentare zu ihrem Tod widmen sich dem musikalischen Genie der 27-jährigen Sängerin und Songschreiberin ebenso wie ihrem exzessiven Leben – ihrem Ausbrennen an Drogen, Alkohol und persönlichen Dramen. Weniger bekannt sind die Spuren, die Amy Winehouse in der Modewelt hinterlassen hat.
Karl Lagerfelds Muse
Für Karl Lagerfeld dürfte es eine große Erinnerung und nach eigenem Bekunden eine wichtige Inspiration gewesen sein – jedenfalls äußerte der Star-Designer 2007, dass Amy Winehouse‘ stilistisches Markenzeichen – das schwarze, zu einem „Bienenkorb“ hochgesteckte Haar – ihn an Brigitte Bardots Haarstyling in den 50er und 60er Jahren denken lasse. Zeitgleich widmete Lagerfeld der Sängerin eine eigene Kollektion, bei deren Präsentation die Models im Winehouse-Stil geschminkt und frisiert waren. Die Kreationen selbst waren eine Reminiszenz an die Bilderwelten des „Film Noir“ ebenso wie an Amys modische Ikonografie – schwarz, knapp und „street-like“.
„Ich kleide mich wie ein alter jüdischer Mann“
Dass die Öffentlichkeit spätestens nach dem Lagerfeld-Statement begann, Amy Winehouse nicht nur als Pop- sondern auch als Stilikone zu sehen, war zwangsläufig. Sie selbst reagierte eher unbeeindruckt und hielt mehr oder weniger konsequent an ihrem Retro-Stil fest, den sie in einem Interview mit dem Satz zusammenfasste, dass sie sich kleide wie „ein alter, schwarzer, jüdischer Mann“ oder eben wie damals „in den 50er Jahren“ – mit einer gefühlten Nähe zur jungen Elizabeth Taylor.
Designerin für „Fred Perry“
Viele der Outfits, die Amy Winehouse auf der Bühne und im alltäglichen Leben bevorzugte, waren Kreationen der in Musikerkreisen geliebten britischen Lifestyle-Marke „Fred Perry“. Im Frühjahr 2010 fanden Label und Soul-Star auch in einer Design-Kooperation zueinander. Im Oktober vergangenen Jahres kamen die ersten Resultate in den Handel – die Kollektion in Schwarz-Pink war konsequent von Amys Retro-Vorliebe inspiriert. Rick Martin, Marketing-Chef von „Fred Perry“, bescheinigte Amy Winehouse dabei designerische Professionalität und beiden Seiten eine sehr kreative Zusammenarbeit, die in drei weiteren Kollektionen weitergeführt werden sollte.
Möglicherweise ist Authentizität das verbindende Glied zwischen allen Facetten der Amy Winehouse – der Sängerin, der „Stilikone“ und der Person, die in ihrem Leben darauf angewiesen schien, alle Grenzen um jeden Preis ausloten zu müssen. Im „Club 27“ rockt sie jetzt zusammen mit Musik-Legenden wie Janice Joplin, Jimi Hendrix und Curt Cobain, die alle im Alter von 27 Jahren verstarben.
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