Super-Model Kate Moss war berühmt dafür, ebenso Hollywood-Star Sienna Miller oder die Olsen-Twins. Die Rede ist vom sogenannten „Boho Chic“ – nonkonformer, individualistischer und exzentrischer Mode, die ihren letzten Höhepunkt Mitte der 2000er Jahre erreichte. Nachdem es in den letzten Jahren um die „Bohème“-Auftritte der Stars recht ruhig geworden war, erlebt der Trend nun – zusammen mit der aktuellen Vintage-Mode – ein weiteres Revival. Auf den Runways der Fashion Weeks und in vielen kreativen Street Styles sind – mit Oversized- und Maxi-Kleidern, Layer-Looks, Prints, Batiken und Ethno-Elementen – zahlreiche neue Varianten der „urbanen Bohème“ zu sehen.
Modernes „Boho“ – modische Essenz der Popkultur
Die „Bohème“ gehört seit dem späten 19. Jahrhundert zu den stehenden Begriffen der europäischen Kulturgeschichte. Ursprünglich bezog er sich auf Sinti- und Roma-Flüchtlinge aus Zentraleuropa respektive Böhmen, wurde jedoch bald ein Teil der Pariser Szene-Diskussion: „Bohemièn“ und „Bohemiènne“ illustrierten durch Lebensstil und Modepräferenzen ihre persönliche Selbstverwirklichung ebenso wie die Distanz zu bürgerlichen Konventionen.
„Boho Chic“ als Fashion-Thema geht auf so berühmte Namen wie Dora Maar (1907 bis 1997) zurück – die Picasso-Muse unterstrich ihre theatralisch inszenierte Schönheit unter anderem mit orientalischen Gewändern. In den 1960er und 1970er Jahren wurde „Boho“ – in der Gegenkultur jener Zeit verwurzelt, jedoch mit einer guten Dosis Dekadenz gemischt – zum Markenzeichen solcher Stars wie Romy Schneider oder des Models Veruschka von Lehndorff, die ihren „Boho“-Looks übrigens bis heute treu geblieben ist. Eine andere moderne „Bohemiènne“ war Yves Saint Laurents Mitarbeiterin und Muse Loulou de la Falaise (1948 bis 2011), die in ihren Outfits Pariser Haute Couture, New Yorker Hippie-Styles und nordafrikanische Ethno-Elemente mixte – für Saint Laurent verkörperte sie die „Essenz der Popkultur“ der 1970er Jahre.
„Urbane Bohème“ – Verbindung von Individualität und Zeitgeist
Aktuelle „Boho“- Queens sind unter anderem die britische Songwriterin und Sängerin Florence Welch, die australische Schauspielerin Isabel Lucas, Modedesignerin Margeritha Missoni oder Model und It-Girl Agyness Deyn. Dem ursprünglichen „Boho“-Konzept sehr nahe kommen Sean Lennon und Partnerin Kemp Muhl, die sich am liebsten in Unikaten aus vergangenen Jahrhunderten zeigen.
Wer den Trend für sich entdecken will, benötigt allerdings etwas Mut zum Experiment und zur Inszenierung der eigenen Person. Was „Boho“ ist, bestimmen keine Labels, Designer oder Fashion-Magazine, sondern die Kreativität der Trägerin. Die „urbane Bohème“ unserer Zeit in einem Atemzug mit durch die Modebranche definierten Retro- oder Vintage-Trends zu nennen, führt daher etwas in die Irre. Wie bei den frühen „Boho“- Protagonistinnen geht es dabei um ein echtes Fashion-Statement in der – hoffentlich etwas rebellischen – Verbindung von Person, Zeitgeist und individuellem Stil.
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