Giorgio Armani hat eine Leidenschaft für Weiblichkeit und setzt diese immer – mal mehr, mal weniger – in seinem Kollektionen um, manchmal auch gegen den generellen Strom der Mode. Der Emporio Runway für nächsten Frühling/Sommer zeigt genau diese Leidenschaft – verwässerte Pastellfarben, verwischte Blüten auf lässig geschneiderten Tops und luftigen Cocktail-Kleidern.
Giorgio Armani ist für viele das Sinnbild des italienischen Designers: Klassisch, edel, ein wenig extravagant und er liebt die Frauen. Seine Fans halten ihn für einen Modegott und diese Saison ließ er immerhin seine Models über das Wasser laufen: In Paaren schritten die Mädels über den glossy schimmernden, fast wie Wasser glitzernden Catwalk. Die Kollektion, passenderweise „Water Lilies“ genannt, zeigte eine softe Silhouette mit weit fließenden Hosen, die sich an den Fesseln verjüngen, wie eine sich schließende Blüte. Wir sahen lose Tops, oben fließend und weit, unten bauschig und Cocktail-Kleider mit glitzernden, schulterfreien Korsetts und fächerartigen Chiffon-Röcken. Der von vielen Designern propagierte urbane Trend findet sich ebenfalls wieder: etwas kastenartige Jacken und flache Loafer waren allerdings nur sehr vereinzelt zu sehen.
Wasserlilien in Mailand
Armani muss keine dramatischen Ideen oder gewagte Statements mehr auf den Catwalk bringen. Ab und an findet man aber auch in seinen Kollektionen kleine Exzentrizitäten. Die Leggings, die die Haut „wie ein Tattoo überlagern und den Eindruck eines ununterbrochenen Pinselstrichs geben soll“ wirkte irgendwie in der Kollektion nicht so wie gedacht – wo sie die Silhouette strecken sollten, beulten sie unschön und wirkten eher unordentlich. Aber Giorgio Armani kann sich solche kleinen Ausfälle leisten. Die Show umfasste unglaubliche 94 Looks, dabei war sie keineswegs ein Sammelsurium von Überlagerungen. Es wirkte, als wolle man für jede Frau etwas bieten, was definitiv gelang.
Die Haare der Models waren eingedreht und mit kleinen Haarnadeln festgesteckt. Ein Look, der einen erst die Stirn runzeln lässt, hat man die Show dann aber gesehen, versteht man, dass eine Walle-Walle Mähne die leichte, fließende Kollektion schnell zu romantisch und feenhaft hätte wirken lassen. Die Accessoires lagen voll im Trend, geprintete Looks auf Taschen und Tüchern, sogar das Bandana lässt Armani stylish wirken und könnte sich zum Fashion-Trend der nächsten Jahre entwickeln.
Unser Fazit: Armanis Kollektion dürfte genau den Nerv der Kunden treffen, er kreiert unabhängig von Konventionen wie Alter oder Herkunft nur nach dem Maßstab der Weiblichkeit – und hält er sich daran, sind seine Entwürfe genial. Nach der Präsentation ist Giorgio Armani leider nicht selbst über den Catwalk geschritten, sonst wüssten wir, ob er über Wasser gehen kann.
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