Bei Vera Wang denken Frauen in der Regel nur an eines: Brautkleider. Als die Tochter chinesischer Einwanderer keines für ihre eigene Hochzeit finden konnte, entwarf sie schließlich selbst eines: dies war der Anfang des Wang-Imperiums. Die studierte Kunsthistorikerin war als Kind begeisterte Eiskunstläuferin und nahm sogar an den amerikanischen Meisterschaften teil. Heute noch liebt sie den Sport und schneidert Kostüme und Trikots für Sportler. Bei der Fashion Week in New York zeigte sich der sportliche Einfluss auch: Die Spring/Summer-Kollektion 2014 war frisch, lässig und sportlich. Von eleganter Brautmode keine Spur.
Waghalsige Farben, unerschrockene Schnitte
Weiß gehört nun wirklich in jede Frühjahrskollektion, das weiß auch Wang. Als Brautmoden-Designerin hat sie aber womöglich nun einfach mal genug davon gehabt. Als die Musik loslegt und die ersten Models den Laufsteg hinunter flanieren, sieht man vor allem Eines: Schwarz. Ein mutiger Schritt und Wangs interessante Farbenauswahl ging noch weiter: Zitronengelb, Kirschrot und Saphirblau dominieren die Kollektion. Keine romantischen Farben, eher starke Töne, zu kühl für den Frühling. Vera Wang aber kombiniert diese dann geschickt mit leichten, fließenden Stoffen wie Seide, Chiffon, Crepe de Chine oder Organza – Stoffe wie aus dem Elfenland mit dem ein oder anderen luftig gehäkelten Pullover zwischendrin.
Vera Wang selbst fand das Schwierigste an ihrer Kollektion die Präsentation selbst: „Ich hatte ständig Angst, dass die Models hinfallen..die Kleider waren so lang“. Kein Model fiel, aber bei den Längen hatte sie Recht. Die fließenden Gewänder streiften fast alle den Boden, wenn auch oft nur mit der Rückseite. Vera Wang greift den „vorne kurz, hinten lang“-Trend auch in ihrer Kollektion auf. Außerdem zu sehen: knielange Kleider, sehr kurze Pullover und sehr lange, weite Palazzo Hosen.
Transparenz und Asymmetrie
Die Formen der Kollektion waren definitiv fließend. Die Kleider wirkten fast flüssig, so auch Hosen und Tops. Wenn es um Schnitte geht, hat Vera Wang sich aus ihrer „Comfort-Zone“ gewagt: Weg vom Klassischen, hin zur Asymmetrie. Egal ob enges Top oder Maxi-Kleid, asymmetrische Schnitte und Zig-Zag-Lines dominierten den Laufsteg. Außerdem im Trend: Transparenz. Unter fast jedem Kleid oder Rock schimmerte Haut hervor, Body Corsagen war teil-transparent, was der Kollektion weiter den etwas ätherischen Look gab. Die Farben und vor allem die unterschwellige Sportlichkeit verhinderte, dass die Kollektion aber zu sehr nach Märchen ausschaute. Vera Wang mixte klassische, formale Schnitte mit sportlichem Sitz und feinen, edlen Stoffen. Das Motto der Schau für viele Beobachter lautete „tough and tender“, zarte Stoffe gemixt mit Techno-Look und sportliche Schnitte bei einem klassisch, knielangen Kleid. Well done, Vera.
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