Das Pariser Museum „Grand Palais“ zeigt vom 24. März bis zum 17. Juni 2012 eine große Werkschau des Fotografen Helmut Newton (1920 bis 2004). Seit den 1960er Jahren galt Helmut Newton als einer der wichtigsten und einflussreichsten Fotokünstler des 20. Jahrhunderts, sein internationaler Durchbruch begann mit Arbeiten für die australische Ausgabe der Vogue (ab 1956). In den folgenden Jahrzehnten arbeitete er für zahlreiche internationale „Vogue“-Editionen und andere Magazine. Helmut Newtons präferierte Themen waren Mode, Luxus, Macht – und starke Frauen, die er in seinen Modestrecken, Porträts und Aktfotografien ästhetisch, dominant und meist auch provokativ in Szene setzte. Seine „Big Nudes“ sind heute legendär und definierten in der Fotografie ein neues Bild von Frauen – als unabhängiges, vitales, forderndes und nicht zuletzt „begehrendes Subjekt“.
In Paris werden jetzt 200 der wichtigsten Fotografien Helmut Newtons ausgestellt. Die Auswahl traf seine Frau June Newton, mit der er fast 60 Jahre lang zusammenlebte. Die Australierin arbeitete unter dem Pseudonym Alice Springs selbst viele Jahre als Fotografin und betreut heute den künstlerischen Nachlass Helmut Newtons.
Auf der Suche nach der Persönlichkeit der Frauen
Der Zweck heutiger Modefotografien ist meist vordergründig kommerziell und stellt damit die trendige Inszenierung der Kleider in den Vordergrund. Helmut Newton verfolgte mit seinen Fashion-Bildern zeitlebens einen anderen Ansatz – seine Modefotografien sind sensible oder provokante Porträtaufnahmen, Psychogramme oder fotografische Geschichten. Aus Newtons Sicht durfte ein gutes Modefoto alles sein – ein Porträt, ein Souvenir oder auch ein Paparazzi-Bild – nur an ein Modefoto sollte es nicht erinnern. Kollege Peter Lindbergh fasste diesen Ansatz einmal so zusammen, dass Helmut Newton mit seiner Kamera die Persönlichkeit der Frauen suchte.
Helmut Newtons Gesamtwerk – seit 2004 in Berlin
Helmut Newton wurde 1920 als Sohn eines jüdischen Unternehmers in Berlin geboren. Ab 1936 begann der Schulabbrecher eine Fotografenlehre bei der damals berühmten Fotografin Yva (Else Neuländer-Simon), die später zu den Opfern des Nazi-Regimes zählte. Im Dezember 1938 emigrierte Newton nach Singapur und später nach Australien, hielt sich zunächst mit fotografischen Gelegenheitsjobs über Wasser und ging 1956 zusammen mit June wieder nach Europa.
Später sagte er dazu, dass Paris in dieser Zeit zu seinem „Paradies“ geworden sei, es jedoch noch Jahre dauerte, bis das „Klinkenputzen“ endgültig vorbei war. 1962 war – durch einen festen Vertrag mit der französischen „Vogue“ – schließlich auch dieser Punkt erreicht.
Seit 1981 lebte Helmut Newton in Los Angeles und Monte Carlo. Am 24. Januar 2004 erlag er in Los Angeles den Folgen eines Unfalls. Beigesetzt wurde er am 2. Juni 2004 seinem Wunsch gemäß in Berlin. Die Geburtsstadt des Fotografen ist seitdem auch der Sitz der Helmut-Newton-Stiftung sowie des Museums für Fotografie am Bahnhof Zoo, in dem das Gesamtwerk Helmut Newtons seinen Platz gefunden hat.
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