Nach den aktuellen Meldungen zu einem teilweise recht dramatisch wirkenden Personalkarussell in der High-Fashion-Szene – Jil Sanders Rückkehr zu „Jil Sander“, Raf Simons´ Weggang aus dem Unternehmen, Stefano Pilatis Rückzug als YSL-Chefdesigner und Hedi Slimane als dessen angeblich designierter, wenn auch bisher unbestätigter Nachfolger bei YSL – überschlagen sich in den Fashion- und Lifestyle-Medien die Spekulationen. Einige Medien wollten – über eine Twitter-Quelle – kürzlich wissen, dass Raf Simons keineswegs mit Dior, sondern mit YSL in Vertragsverhandlungen stehe, andere gehen davon aus, dass entweder Simons oder Pilati der wirklich heiße Dior-Kandidat für die Nachfolge John Gallianos sei.
Das bislang aktuellste Gerücht kam von der „International Herald Tribune“, deren langjährige Mode-Chefin Suzy Menkes schrieb, dass Dior mit einem Angebot an den schottischen Star-Designer Christopher Kane herangetreten sei. Die britische „Vogue“ wollte diese Nachricht allerdings nicht ungeprüft im medialen Raum belassen – die direkte Nachfrage bei Kane ergab dann auch, dass sie nichts weiter war als eine Zeitungsente.
Christopher Kane und Dior – zwei Welten?
Branchen-Insidern dürfte die Meldung auch schon vorher eher erstaunlich vorgekommen sein. Christopher Kane gehört mit Sicherheit derzeit zu den kreativsten und weltweit angesagtesten Designern und den Anwärtern auf eine Design-Karriere bei einem der ganz großen Labels. Sein ästhetisches Konzept, in dem sich Avantgarde-Aspekte, Couture und Street-Style-Einflüsse verbinden, ist jedoch zumindest aktuell nur bedingt mit dem Haute-Couture-Profil von Dior kompatibel.
Christopher Kane zeigte sich gegenüber der „Vogue“ zwar „unglaublich geschmeichelt“ von der Tatsache, dass die angesehene Mode-Journalistin oder ihre Quelle ihn zum gegenwärtigen Zeitpunkt seiner Karriere als Dior-Chefdesigner in Erwägung zogen, bestätigte jedoch, dass Dior nicht an ihn herangetreten sei. Er selbst fokussiere sich derzeit auf die Entwicklung seines eigenen Labels sowie die Zusammenarbeit mit Donatella Versace für die junge Versace-Marke Versus.
Suzy Menkes – Ikone des Mode-Journalismus
Dass Suzy Menkes der falschen Nachricht aufgesessen ist, erscheint übrigens ebenso bedauerlich wie unwahrscheinlich – die inzwischen 68-jährige leitet das Fashion-Ressort der „International Herald Tribune“ seit 1988 und gilt vielen als die „klügste Stimme der Modewelt“ überhaupt. Spekulieren könnte man an dieser Stelle durchaus, dass Christopher Kane Suzy Menkes´ persönlicher Favorit für Dior ist und/oder, dass sie eine grundsätzliche designerische Neuorientierung des Hauses für überfällig hält.
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