Zwei weitere Highlights der Haute-Couture-Woche in Paris waren die Schauen von Karl Lagerfeld für Chanel und des frischgebackenen Grand Couturiers Giambattista Valli. Karl Lagerfeld schickte sein prominentes Publikum auf Fashion-Reise mit dem Flieger, Valli präsentierte eine Hommage an die Pariser Schneiderkunst. Beide Kollektionen gaben sich zeitlos-elegant und – trotz des repräsentativen Ansatzes des Haute-Couture-Segments – überraschend jung.
Auch die Haute-Couture- Schauen anderer Labels und Designer boten gestern und heute ein Fest der Sinne. Die Französin Bouchra Jarrar präsentierte eine minimalistisch-urbane Kollektion, die sich vom Frühjahrs-Sommer-Thema der Haute-Couture-Woche etwas entfernte und – abgesehen von einigen Abendroben – einen jahreszeitunabhängigen Business-Look präferierte. Alexis Mabille zeigte eine sehr farbenfrohe Kollektion, die zwischen repräsentativen Roben und sehr mädchenhaften Looks changierte – unverzichtbar waren überdimensionale Rosen als Kopfbedeckung.
Die Niederländerin Iris van Herpen präsentierte zum zweiten Mal als Gast-Designerin – erwartungsgemäß eine Avantgarde-Linie mit dreidimensionalen und skulpturalen Elementen und aus ungewöhnlichen Materialien wie Plexiglas und Kunststoff. Für ihre Haute-Couture-Kollektion kooperierte die Mode-Künstlerin mit einem Architekten und einem weiteren Künstler.
Chanel – Flugzeugkulisse für einen Traum in Blau
Karl Lagerfelds Chanel-Schau im Grand Palais geriet naturgemäß zum Prominenten-Treffpunkt. In der Flugzeugkulisse seines Defilées nahmen unter anderem Stars wie
Chanels/Lagerfelds modische Vision für den nächsten Sommer erschien fast ganz in Blau – in Variationen von tiefem Nachtblau bis zu zartem Himmelblau im Übergang zu Perlgrau. Nach der orientalisch-opulenten Métiers d´Art-Kollektion „Paris-Bombay“ wirkten Karl Lagerfelds Entwürfe für den nächsten Sommer fast minimalistisch und bezeugten einmal mehr die kreative Wandlungsfähigkeit des Meisters. Die Schau begann mit Etui-Kleidern mit tief angesetzter Taille, Kostümen im „Stewardessen“-Stil sowie einer Serie dunkelblauer Looks mit langen Röcken und kurzen Jacken mit gebauschten Ärmeln. Für den perfekten Abendauftritt gab es reich bestickte lange Roben, Tüllkleider mit Print-Motiven sowie wunderschöne Minikleider mit Pailletten, Schmuck-Steinen und Perlen.
Giambattista Valli – elaborierte Hommage an die Haute Couture
Dem römischen Designer Giambattista Valli gelang im letzten Jahr eine Blitzkarriere in der Haute Couture. Nach der Präsentation einer einzigen Haute-Couture-Kollektion als Chambre-Syndicale-Gast im Juli 2011 wurde er im Dezember 2011 als Vollmitglied bestätigt. In Paris gab er jetzt sein offizielles Debüt als Grand Couturier und erwies sich dabei einmal mehr als Experte für kunstvoll gearbeitete Abendroben. Im Palais Crillon zeigte er allerdings nicht nur Abendmode, sondern auch eine Serie luxuriöser Tages-Outfits – etwa Bleistiftröcke zu luxuriösen Blusen oder durch sehr präzise Schnitt-Techniken auffallende Mäntel in Weiß oder Schwarz-Weiß-Kombinationen, mit kunstvollen Stickereien, Rüschen und Drapées sowie einem perfekten Spiel mit Transparenzen.
Seine Abendkleider brillierten ebenfalls durch große Vielfalt an Stil-Elementen, Farben, Materialien und Kontrasten – das Spektrum reichte von schwarzen Spitzenkleidern, klassisch-fließenden Modellen in Weiß, Merlot oder Aubergine-Tönen bis zu Chiffon-Roben mit Print-Motiven in Rot und Pink. Herausragend bei allen Kreationen von Giambattista Valli war ihre handwerkliche Elaboriertheit – der neue Haute-Couture-Star präsentierte die technische Vielfalt der hohen Schneiderkunst und lieferte ihr mit seiner Kollektion eine beeindruckende Hommage.
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