Der US-Amerikaner Main Rousseau Bocher (1890 – 1976) war von 1922 bis 1929 Chefredakteur der französischen „Vogue“. Seine Modekritiken waren brillante Trendvorschauen, die Brücken zwischen der Pariser Haute Couture und der High-Fashion-Szene jenseits des Atlantiks schlugen. Bocher war in dieser Zeit berühmt dafür, in einer kompletten Kollektion das eine Kleid zu identifizieren, das sich auch in den USA exzellent verkaufte. Gleichzeitig entwickelte er mit seiner Arbeit die „Vogue“ zu dem auch visuell sehr anspruchsvollen Magazin, wie wir es heute kennen.
1929 entschied sich Main Bocher für eine eigene Karriere in der Haute Couture. Sein Label „Mainbocher Couture“ traf mit seinen glamourösen und leicht konservativen Kreationen perfekt den Zeitgeist in den 1930er Jahren. Seine berühmteste Kundin war in dieser Zeit wohl Wallis Simpson, für die er 1937 auch ihr Hochzeitskleid entwarf.
1940 verlegte Main Bocher den Firmensitz der Marke nach New York. Bis 1971 veröffentlichte „Mainbocher“ dort pro Jahr vier exklusive Kollektionen, bevor der Label-Gründer im Alter von 81 Jahren die Türen seines Modehauses schloss.
Label-Revitalisierung mit historischem Gespür
Jetzt erwarb Arnaud de Lummen die Markenrechte an „Mainbocher“ und will das Label mit einem neuen Haute-Couture-Konzept revitalisieren. Dem US-amerikanischen Branchenmagazin „Women´s Wear Daily“ sagte der französische Unternehmer im Interview, dass er seine Fashion-Projekte gerne „mit Wurzeln und einem Hintergrund“ beginne – nach „ein paar Jahren“ erinnere sich niemand mehr an die „Ruhezeit“ der Marke, deren „Tradition“ bei ihren Kunden jedoch „vertrauensbildend“ wirke.
Dass de Lummen in der Lage ist, ein historisches Fashion-Label mit Sensibilität für seinen Markenkern zu revitalisieren, hat er seit bereits mit dem Kauf von „Vionnet“ bewiesen. Der Pariser Haute-Couture-Salon der Madeleine Vionnet gehörte in den 1920er und 1930er Jahren zu den einflussreichsten und innovativsten Modehäusern.
Arnaud de Lummen und den heutigen Eigentümern Matteo Marzotto und Gianni Castiglioni ist es zu verdanken, dass „Vionnet“ heute wieder zu den großen Namen der Pariser Modeszene zählt.
„Mainbocher“ – Fashion-Legende mit innovativem Ansatz
Christian Dior, selbst ein großer Mode-Innovator, sagte über Main Bocher, dass er allenanderen Couturiers voraus sei, da er die europäische respektive Pariser Haute-Couture-Vision erfolgreich an die US-amerikanische Fashion-Kultur adaptiert habe. Gespannt darf man ab heute sein, on Arnaud de Lummen auch den seinerzeit innovativen Ansatz der Marke aufgreift, deren Kreationen insbesondere Ende der 1930er Jahre als Symbole einer neuen „Fashion-Periode“ gesehen wurden.
Zu den modischen Legenden jener Zeit gehörte unter anderem sogenannte „Mainbocher“-Korsett, das Coco Chanels legere Schnitte temporär verdrängte und die Fashion-Ikonografie der folgenden Dekade prägte.
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