DDR-Mode – grau und trist wie der Arbeiter- und Bauernstaat im Ganzen? Soweit das Vorurteil. Die Ausstellung „Malimo & Co.“ im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig zeigt jetzt, dass die Mode zwischen Rostock und Dresden teilweise erstaunlich bunt und kreativ war. Eine der Initiatorinnen der Ausstellung, die Autorin Ute Scheffler, formulierte es sogar umgekehrt: In ihren Augen ist die Mode im vereinten Deutschland – zumindest in bestimmten Altersgruppen und Milieus – sogar gleichförmiger als früher. Geschmack und Kreativität wurden durch Trends ersetzt.
Die inoffizielle DDR-Mode: Kreativ und subversiv
Tonangebend in Modefragen waren in der DDR die Zeitschrift „Sybille“ und der Leipziger Buchverlag für die Frau. Materialien aus diesem Fundus werden jetzt in der Leipziger Ausstellung präsentiert. Bereits im letzten Jahr veröffentlichte der immer noch aktive Buchverlag eine Retrospektive der DDR-Modeszene, die sich gegen die These der „Einheitsmode“ wandte. Mitautorin Regina Schöffler präzisierte anlässlich der Austellungseröffnung jetzt die beiden widersprüchlichen Trends der Mode in der DDR.
Einerseits gab es Ideologie und Wirtschaftsplanung: Die Ideologen sahen allzu Modisches als westlich-dekadenten Luxus, die Wirtschaftsplaner verwalteten unter anderem den Mangel. Aber: Fashion-Fans in der DDR kreierten ihre Mode selbst, „Sybille“ und diverse andere Publikationen formulierten dazu teilweise durchaus subversive modische und ästhetische Ideen. Die Leipziger zeigen jetzt das Credo dieser eher „inoffiziellen“ Arbeit: Farbe, Kreativität und Mut zur Individualität.
Heinz Bormann – Der „rote Dior“
Ein Themenschwerpunkt der Ausstellung widmet sich dem Modedesigner Heinz Bormann, der sich in den 1950er und 1960er Jahren in Magdeburg damit beschäftigte, eine international anerkannte Modemarke zu kreieren. Der „Spiegel“ schrieb 1965 über den „roten Dior„, dessen Kreationen nicht nur in der DDR beliebt waren, sondern es auch in die westdeutschen Versandhauskataloge schafften. Das Fazit von „Malimo & Co.“: In der Mode gab es keine Mauer. Die Leipziger Ausstellung dazu läuft noch bis Januar 2012 – für Interessierte, die dafür nicht nach Leipzig reisen wollen, gibt einen Begleitband gleichen Namens, der über das Museum erhältlich ist.
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