Mode und Kunst haben fließende Grenzen. Bernard Willems, seit zwei Jahren Leiter der Modeklasse an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst und einer der Großen in der europäischen Kreativ-Szene, setzt bei den Studenten seines Ausbildungsganges explizit auf Kunst und das hemmungslose Freisetzen ihrer Kreativität. Am gestrigen Abend präsentierten der – in der Szene gern als „junger Wilder“ wahrgenommene – Modeprofessor und seine Schüler in der Wiener Remise die Resultate dieses Konzepts. „Dirty Fashion Remix Vol. 2“ bot handwerklich hochwertige und ästhetisch sehr ambitionierte Kollektionen, die mit den Schauen etablierter Couture-Häuser mindestens mithalten können – insgesamt etwa 270 Outfits von Studenten verschiedener Jahrgänge inklusive einiger Diplomkollektionen.
Kreativmode für Herren mit georgischem Background
Star des „Dirty Fashion Remix“ war der georgische Jungdesigner George Bezhanishvili, der seit fünf Jahren in Wien studiert und für seine Kollektion aktuell nicht nur akademische Anerkennung erhält, sondern damit auch verschiedene Jurys beeindruckt. Der Preisträger der AFA Austria Fashion Awards konnte beim „Dirty Fashion“-Event mit dem Rondo-Vöslauer-Modepreis eine weitere Auszeichnung für sich verbuchen. Seine eigenwillige Männermode in Erdfarben und Rottönen grenzt sich durch klare Schnitte und konsequent funktionales Design vom etwas verspielt und chaotisch daherkommenden Konzept seines Mentors eher ab und beansprucht – legitim für eine Diplomkollektion – ästhetische Eigenständigkeit. Auf die weitere Arbeit des Modetalents aus Tiflis darf man spätestens nach diesem Auftritt äußerst gespannt sein.
Auszeichnung für ausgefallene Hutkollektion
Den alpenländischen Hintergrund konnte und wollte der „Dirty Fashion Remix“ allerdings nicht verleugnen – mehr als eine der vorgestellten Kreationen beschäftigte sich mit – recht eigenwilligen und ironischen – Interpretationen des Trachten-Themas. Lodenmäntel und Dirndls (thematisch ursprünglich Vorgaben für Jahresarbeiten der Mode-Studenten) avancierten darin zu Trendmode, die mit ihrer folkloristischen Herkunft nur noch wenig zu tun hat. Auch hier – und für diverse, sich ausgereift, eigenständig und individuell präsentierende Diplomkollektionen – gab es Auszeichnungen, unter anderem einen Preis des Schweizer Textilverbandes für eine ausgefallene Hutkollektion, die mit Schleiern und Echthaar-Drapierungen die „Dirty Fashion“ Night ursprünglich eingeleitet hatte.
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