Für einen Review der Schauen des Fashion-Wochenendes in Paris hilft nur eine subjektive Auswahl weiter – am vergangenen Samstag und Sonntag präsentierten zur Pariser Modewoche viele der großen Labels ihre Prêt-a-Porter-Kollektionen für den nächsten Herbst und Winter. Das Zusammenspiel von Pariser „Klassik“ und Avantgarde setze sich auch am Wochenende fort. Zwei Highlights für ein größeres Publikum waren sicher die Runway-Shows von Riccardo Tisci für Givenchy und Jean Paul Gaultier.
Givenchy – Couture, Kunst und Reitermode
Riccardo Tiscis Kollektion war durch die Arbeiten des französischen Modefotografen Guy Bourdin (1928 – 1991) ebenso inspiriert wie durch die Adaption funktionaler Reiter-Styles an das Couture-Format. Seine Models – übrigens mit zahlreichen neuen Gesichtern und in 13 Fällen exklusiv für Givenchy gebucht – trugen strenge Blazer zu schmalen Hosen, Leder-Outfits und fast immer robuste Overknees, letztere im zweiten Teil der Show oft auch zu filigraneren Tops oder Kleidern mit Lingerie-Details. Riccardo Tisci arbeitete dabei durchgehend mit sehr präzisen und oft auch strengen Schnitten, feminin-luxuriöse Akzente setzten schimmernde Seidenstoffe sowie zahlreiche Details aus Pelz und Leder.
Jean Paul Gaultier – urbane Streetwear mit Fun und Sex-Appeal
Für die neuen Kreationen von Jean Paul Gaultier stand urbane Streetwear Pate – in einer Luxus-Variante und trotzdem – typisch Gaultier – immer noch mit ausreichend Provokation, Fun und einer Menge Sex-Appeal versehen. Die Kollektion changierte zwischen „Underground“- und City-Looks in Uni-Farben – neben Schwarz auch in Metallic-Tönen von dezentem Dunkelrot bis offensivem Gold – und sehr farbenintensiven Graffiti-Prints, die charakteristisch für eine ganze Serie von Outfits waren. Für eine winterliche Note sorgten Leder, XXL-Knitwear-Ponchos sowie Pelz, der sich allerdings nicht klassisch-mondän, sondern eher extravagant-punkig präsentierte. Die neue Gaultier-Linie erwies sich dabei als ausgesprochen tragbar – und als eine Kollektion, bei der es unter anderem um Spaß an einer sehr individuellen, unkonventionellen Inszenierung ging.
Außerdem zeigten – ausdrücklich neben weiteren wichtigen Designern – Haider Ackermann, Alexis Mabille und Christophe Lemaire klassisch-elegant gehaltene Kollektionen. Phoebe Philo präsentierte ihre sportlich-legeren und gleichzeitig sehr femininen Kreationen für Céline wegen ihrer Schwangerschaft in kleinerem Rahmen außerhalb der offiziellen Schauen. Bill Gayttens Kollektion für „John Galliano“ gab sich – dem Marken-Image angemessen – extravagant und kreativ-verspielt.
Für die Avantgarde standen in den letzten beiden Tagen Humberto Leon und Carol Lim, deren funktionale und gleichzeitig atemberaubend schöne Kollektion für Kenzo von Interieur-Designs inspiriert war sowie Rei Kawakubo, die für ihr Label Comme des Garçons „zweidimensionale Mode“ präsentierte.
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