Der US-amerikanische Design-Star Marc Jacobs äußerte sich in einem Interview für die Dezember-Ausgabe der US-amerikanischen Vogue jetzt erstmalig zum Scheitern seiner Verhandlungen mit Dior über ein Engagement als Dior-Chefdesigner und Nachfolger John Gallianos – mit einem klaren Bekenntnis zu seinem aktuellen Arbeitgeber Louis Vuitton und einer kritischen Sicht auf die Haute Couture, für die unter anderem Dior steht.
Marc Jacobs galt lange als der Favorit von Dior und LVMH-Chef Bernard Arnault. Die Gespräche hinter den Kulissen schienen sich allerdings hinzuziehen: Einmal hieß es, dass Marc Jacobs´ finanzielle Forderungen den Dior-Rahmen sprengten, später wurde kolportiert, dass der New Yorker sein gesamtes Louis-Vuitton-Team mit zu Dior nehmen wollte – ein No-Go für den Luxuskonzern LVMH, unter dessen Dach beide Labels angesiedelt sind. Im Interview formulierte Marc Jacobs jetzt eine andere Sicht – demnach entsprachen weder das Dior-Engagement noch eine Bindung an das Couture-Segment seinem Arbeits- und Designkonzept.
Bekenntnis zu Louis Vuitton – und Prêt-a-Porter
Gegenüber der „Vogue“ favorisierte Marc Jacob sehr eindeutig seine Arbeit für sein eigenes Label und Louis Vuitton – aus seiner Sicht lag in den Verhandlungen mit Dior sowie den Gerüchten der Fashion-Medien eine gewisse Ironie. Zukünftige Veränderungen – inklusive eines möglichen Wechsels zu Dior – schloss er zwar nicht aus, erklärte aber, dass er derzeit nicht davon träume, etwas anderes zu tun. Seine größte Herausforderung läge darin, bessere Kreationen vorzulegen als in der vergangenen Saison. Und – derzeit sei er bei Vuitton, dies und die Fortsetzung seiner Arbeit sind die Fakten, die für ihn zählen.
Couture-Anspruch und Marketing-Affinität
Interessant auch Marc Jacobs Sicht auf die Haute Couture, die er für „archaisch“ hält: „Sofern es um Couture geht – in jeder Saison wird ein Kleid von einigen Magazinen fotografiert, es gibt keine Werbung und es erreicht 20 Kunden“. Natürlich fasziniere ihn die Handwerkskunst hinter der Couture – aber die „hohe Schneiderkunst“ könne er auch für seine Prêt-a-porter-Entwürfe nutzen. Vielleicht arbeite er „beim Schaffen schöner Dinge“ nicht mit den gleichen Ateliers wie die Couture-Häuser zusammen, habe es bei seinen Partnern aber mit ebenso „erstaunlichen Handwerkern“ zu tun – sein Fazit: Für sich selbst hat er die Couture nie als „diese große Chance“ gesehen.
Marc Jacobs bestätigte mit diesem Statement durchaus seinen Ruf, nicht nur auf den Kunst-Aspekt des Fashion-Universums abzustellen, sondern ebenso den Markt – und Marketing – im Blick zu haben. Louis Vuitton und die LVMH sollte es freuen – das Label hat sich unter der Ägide von Marc Jacobs von einer etwas angestaubten Lederwaren-Marke zu einem der weltweit führenden Modehäuser entwickelt. Trotz Marketing-Affinität und der ebenfalls zur Sprache gekommenen Macht der Medien in der Fashion-Branche – das Interview mit Marc Jacobs endete mit einem leidenschaftlichen Bekenntnis des Star-Designers zum inneren Wesenskern der Mode, in seinen Worten: „Fashion ist keine Notwendigkeit – sie zerrt an deinem Herzen. Sie entsteht aus einer Laune heraus, und du brauchst sie nicht, sondern willst sie“.
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