Véronique Nichanian ist ein Unikum. Die französische Designerin ist weltweit die einzige Frau, die ausschließlich Herrenmode entwirft – zuerst für das französische Luxus-Label Nino Cerruti und seit 1988 für Hermès. Als sie bei der Nobel-Marke anfing, beschränkte sich die Herrenmode von Hermès auf – allerdings sündhaft teure – Krawatten. Während ihrer 23-jährigen Hermès-Karriere ist es der heute 57-jährigen gelungen, die Herrenlinie umsatz- und imagemässig auf dem Niveau der Damen-Kollektionen zu etablieren und den Produktumfang beträchtlich zu erweitern. Für Herren gibt es heute von Hermès zwar immer noch Krawatten, aber auch legere Business- und Alltagsmode – zu weniger legeren Preisen, ein schickes Seersucker-Jacket des Labels kostet über 2.000 Euro – und ebenso exklusive Bademoden.
„Ich mache keine Mode – ich mache Bekleidung!“
Auffallend an Véronique Nichanian ist die unprätentiöse Sicht auf ihren Job. Die Pariserin mit dem armenischen Hintergrund ist eine der wenigen Großen der Couture, die mit ihrer persönlichen Inszenierung nicht im Rampenlicht präsent sein wollen. Nach eigener Aussage macht die Stoff-Liebhaberin einfach ihren Job und liebt vor allem ihr privates Leben in Paris. Auch den Wunsch nach einem Wechsel zu einer anderen Marke hat Nichanian offenbar nach ihrem Start bei Hermès nie verspürt – im schnelllebigen Couture-Paris ist heute nur noch das Dior-Urgestein Karl Lagerfeld seinem Label länger treu.
Vielleicht hat die Gelassenheit der Véronique Nichanian auch darin ihren Grund, dass sie sich erfolgreich in einem Metier behauptet, das in seinem Image zwar von Legenden wie der großen Coco Chanel beeinflusst ist, aber den Frauen ihrer Generation normalerweise verschlossen blieb. Aus ihrer Cerutti-Zeit gibt es eine Geschichte, in der ihr ein Geschäftsmann während eines Essens in Japan nahelegte, besser zu Hause zu bleiben und Kinder zu bekommen – in ihrer Erinnerung der einzige gutgemeinte Ratschlag, den ihr je ein Mann gegeben hat.
Hermès – erfolgreich in der Premium-Liga
Hermès hat die langjährige Verbindung offensichtlich gut getan. Das 1837 gegründete Couture-Haus ist heute auch unter den diversen Luxus-Labels ein besonders wertvoller Diamant und aktuell vor allem in Asien begehrt wie nie. Auch Véronique Nichanian präsentiert ihre aktuelle Kollektion demnächst in Schanghai. Berlin kommt demnächst ebenfalls in den Genuss neuer Hermès-Boutiquen. Neben der Wiedereröffnung eines Geschäfts am Kurfürstendamm erhält auch das KaDeWe einen eigenen Hermès-Shop.
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