Aicha Neddaf arbeitet seit 32 Jahren im Prêt-a-Porter-Atelier des Pariser Modehauses Dior. Als „Première d’atelier“ ist sie die „erste Näherin“ des Labels und überwacht den Herstellungsprozess der Kleider für die großen Schauen von der Materialauswahl bis zum finalen Fitting. Für den Erfolg von Dior ist nicht zuletzt die Qualität des Ateliers – und dessen eigenes kreatives Potential – entscheidend. In der Glamour-Welt der Fashion Weeks spielen die Atelier-Damen natürlich keine Rolle.
Dior-Atelier-Chefin Aicha Neddaf erhielt in Frankreich jedoch jetzt aus gleich zwei Gründen eigene Presse -am 30. März 2012 ehrt die französische Regierung sie mit als „Ritter des Ordens der schönen Künste und der Literatur“. Fast zeitgleich schaffte es eine andere Meldung in die Medien – Aicha Neddaf respektive das Dior-Atelier waren angeblich der Grund dafür, dass der Vertrag zwischen dem Luxus-Label und Marc Jacobs nicht zustande kam.
Couture-Handwerker – „lebende Schätze für Frankreich“
Zusammen mit Aicha Neddaf werden Ende März fünf weitere handwerklich Kreative ausgezeichnet, unter anderem ein Lederwaren-Experte und ein Silberschmied von Hermès. Elisabeth Ponsolle des Portes, Vorsitzende des nominierenden Comité Colbert, bezeichnete die sechs in der Ankündigung der Ehrung als „lebende Schätze für Frankreich und für ihre Arbeitgeber“.
Austausch des Ateliers – auch von Marc Jacobs nicht verhandelbar
Marc Jacobs – lange der Favorit Diors für die Nachfolge von John Galliano – sah dies offenbar völlig anders. Die Verhandlungen zwischen Dior und dem New Yorker Design-Star waren aus Sicht vieler Brancheninsider bereits sehr weit gediehen, endeten dann aber aus unbekannten Gründen recht abrupt. Zur Pariser Modewoche wurde kolportiert und jetzt auch publiziert, dass Marc Jacobs die Forderung gestellt hatte, das gesamte Dior-Team auszutauschen. Das Atelier erwies sich angeblich als eine für Dior-CEO Sidney Toledano nicht verhandelbare Grenze, Marc Jacobs sagte ab – Aicha Neddaf und ihre Atelier-Damen dürfen bleiben.
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