Die 90er Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs, Hochgefühles und der forcierten Restriktionslosigkeit. Diese war es auch, die für einen Aufschrei in der Welt der Mode sorgte. Die 90er gleichen einem modischen Epos voller Verrücktheiten und bittersüßer Ausbruchversuche. Was lockt, ist der große Ruf der Freiheit!
Die schrägsten Modetrends der 90er
Egal, ob man es sich leisten konnte oder nicht – es musste bauchfrei sein! Je knapper, desto besser. Tops aus ultraerotischem Pannesamt hingen auf Höhe knapp unter dem Kinn. Jeans bedeckten gerade so das Nötigste. Gibt es eine schönere Präsentationsplattform für das legendäre Arschgeweih? Wer bauchfrei fror, dekorierte seinen Körper auf doppelte Weise. Spaghettiträger über Shirts sorgten für wonnige Wärme und waren auch in erzkatholischen Familien modisch wie ethisch tragbar.
So tränenreich bewegt wie die Neue Deutsche Welle der vorangegangenen Dekade, war in den 90ern der Haute-Couture-Kenner beim Anblick überdimensionaler Jogginghosen aus Fallschirmseide. So manch ein dahingeschiedener Modedesigner rotiert noch heute in seinem Grab. Neon ging immer! Man wollte bekanntlich auf sich aufmerksam machen. Notfalls als Leuchtboje – der Wille zählte! Bei wem an der Körpergröße gespart wurde, der sorgte sich um jeden Zentimeter extra. Plateauschuhe galten seinerzeit als stylishstes „Lifting“-Utensil. Die deutsche Marke „Buffalo“ gilt als Pionier des dick aufgetragenen Sohlen-Trends und ist auch heute noch aus den Schuhregalen nicht wegzudenken.
Das Jahrzehnt der seltsamen Accessoires
Das Mindest-Muss obenrum war in den 90ern die legendäre Dauerwelle. Verschärfter ging es noch mit dem Trend von Krepp-Strähnen. Man nahm schließlich mit, was ging! Hinter orange getönten Sonnenbrillen versteckte man verheulte Augen. Ergebnis: Gleich null! Mit den bunten Gläsern sah es von außen im Endeffekt genauso aus. Wer heulen konnte wie ein Baby, beruhigte sich mit seltsam anmutenden Schnullerketten. Tattooketten aus günstigem Polymer setzten dem Modewahnsinn die Krone auf.
Die Bauchfrei-Fraktion stellte ihren Body zudem mit reichlich Glitter zur Schau. Zahnsteinchen waren wieder einmal mehr der Beweis für „Diamonds are a girl’s best friend“ und Netzstrumpf-Trägerinnen glorifizierten singend ihre Tribal-Shirts mit Lucilectrics „Weil ich ein Mädchen bin“. Die Ära der 90er hatte es rückblickend wirklich in sich. Bleibt nur noch die Palme im Haupthaar der 90er-Damen, die steiler im Wind hing als David Hasselhoffs „Looking For Freedom“.