Wegen seiner fremdenfeindlichen Tiraden in einer Pariser Bar hatte John Galliano bereits im Februar seinen Hut als Dior-Chefdesigner nehmen müssen. In dem heute zu Ende gegangenen Gerichtsverfahren drohten dem in seinen Fashion-Kreationen oft genialen Briten bisher auch bis zu sechs Monaten Gefängnisaufenthalt. Die Pariser Richter urteilten jedoch am Ende milde: Als Strafe wurde eine Geldbuße von 6.000 Euro verhängt – und zur Bewährung ausgesetzt.
Persönlich zugegen war der Modeschöpfer bei der Urteilsverkündung nicht – über seinen Anwalt Aurélien Hamelle ließ er ausrichten, dass er die Konfrontation mit der Presse vermeiden möchte. Galliano wolle nun in die Zukunft schauen und hoffe auf „Verständnis und Vergebung“.
Pöbeleien, Sucht und Burn-Out
Die fremdenfeindlichen und ausgesprochen unflätigen Beschimpfungen Gallianos gegenüber anderen Gästen seiner Stammkneipe im Pariser Szeneviertel Marais sah das Gericht allerdings als erwiesen an.
Bei der Gerichtsverhandlung im Juni hatte der Designer angegeben, sich an die Vorfälle nicht mehr erinnern zu können und als Hintergrund der Verbal-Attacke seine schwere Medikamenten- und Alkoholsucht angeführt, die unter anderem aus der Überlastung durch die Arbeit für Dior und sein eigenes Label resultiere. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bereits einer Entzugsbehandlung in New York unterzogen und bat während seines Auftritts vor Gericht ausdrücklich um Verzeihung. Sein in diesem Zusammenhang geäußertes Bekenntnis gegen Rassismus und Antisemitismus erklärt sich mit Sicherheit nicht nur aus dem Prozessgeschehen – seine lebenslange Außenseiterrolle kam auch in dem Verfahren wiederholt zur Sprache.
Die Modebranche ist auf Distanz gegangen
Ob der 50-jährige wieder Fuß in der Modebranche fassen kann, ist bisher völlig offen. Bisher hat offenbar keines der bekannten Labels Interesse angemeldet. Auch die überwiegende Zahl der Design-Kollegen hat sich von dem vormals gefeierten „Enfant Terrible“ der internationalen Luxusmode-Szene deutlich distanziert.
Eines der wenigen Pro-Galliano-Statements kam vor kurzem von Kate Moss. Der Freund und Moss-Vertraute John Galliano zählte im Juli nicht nur zum handverlesenen Kreis ihrer Hochzeitsgäste, sondern entwarf auch das Brautkleid des Star-Models. Galliano sagte in einem Interview für die September-Ausgabe der „Vogue“ dazu, dass ihn Kate Moss mit dem Auftrag dazu herausgefordert habe, wieder John Galliano zu sein, nachdem er in den Monaten zuvor kaum einen Stift habe halten können.
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